Regen, Schweiss und Tränen
Heute morgen wollte ich direkt wieder nach Hause. Es schüttete aus Kübeln und es war schwül warm. Kurz das Frühstücksbuffet gestürmt und dann mein Hab und Gut in wasserdichte Tüten verpacken. Als ich bereit war zum aufbrechen, zogen die Wolken weg und die Sonne brannte die nassen Strassen wieder trocken. Frohen Mutes lief ich um ca. halb 11 los. Kurz nach der Schweizer Grenze war der Weg in den kühlen Wald auf Grund eines kleinen Erdrutsches gesperrt. Ratlos stand ich da, las aus dem obersten Fenster eines der Häuser eine ältere Dame mich anwies, trotzdem durch zu gehen. Oben angekommen, kamen wir ins plaudern. Sie erzählte mir von Ihrem an Alzheimer erkrankten Ehemann und es machte den Anschein, als hätte sie diretk auf jemanden zum Reden gewartet. Mir war es recht. Ihre Geschichte bewegte mich sehr und nach einer gefühlten Ewigkeit verabschiedete ich mich und zog weiter, nachdenklich, berührt und etwas traurig. Der Weg führte mich durch kühle Wälder und schattenfreie lange Feldwege.
Einige Dörfer weiter, merkte ich, dass mir der Wasservorrat ausging. Es war drückend heiss und die vielen Mücken liebten meine freie Haut. Kurzentschlossen, sprach ich eine im Garten arbeitende Frau an und fragte nach Wasser. Sie freute sich über die Abwechslung und wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte mir von der unheilbaren Krankheit Ihres Mannes (schon wieder!?!) und dass sie den inneren Frieden gefunden habe. Als wir uns dann verabschiedeten, übergab sie mir ein Büchlein mit dem Psalm 23. Sie meinte, es wäre ok wenn ich es nicht lese. Für sie passe dieser Vers in ihre Situation. Als sie mich dann auch noch nach meinem Namen fragte und ob sie mich in Ihr Gebet einschließen dürfen, spürte ich, dass sie es wirklich ernst meinte. Keine geheuchelte Gläubigkeit, einfach nur pure Nächstenliebe und ich nickte mit Tränen in den Augen. Ich spürte, es kam von Herzen.
Nach Total 5 Stunden Marsch, bin ich dann in der Pilgerherberge in Märstetten angekommen. Das Haus passt zu meinem Tag. Etwas nostalgisch, alles etwas abgeschossen, aber liebevoll geführt. Ich habe ein 6er Zimmer für mich alleine und es sollte nur noch eine Pilgerin dazu kommen, welche im 4er Zimmer schlafen wird. Abendessen gibt's im Rest. Rössli. Hab ich mir verdient. :-)
War übrigens 😋